China 2014 - 2. Woche

Montag, 08.09.2014
Heute ist das Mondfest, ein Feiertag in China. Das bemerken wir schon morgens am Pool, den wir bei diesem schönen Wetter bereits vormittags genießen. So viele Leute wie heute waren noch nie da. Aber die Liegen reichen trotzdem locker für alle.
Für heute Nachmittag ist der Besuch der Wangfujing Einkaufsmeile sowie des dazugehörenden Nachtmarktes geplant. Die Einkaufsmeile ist so wie in einer deutschen Großstadt, halt ein bisschen größer und breiter und sauberer. Interessant wird es aber dann im davon abzweigenden Nachtmarkt. Hier gibt es so ziemlich alles Essbares. Auf Holzspießen sind Skorpione und Seepferdchen aufgespießt. Die meisten zappeln noch, sind also noch nicht tot (und damit frisch). Das ändert sich jedoch als sie wie Schaschlikspieße auf den Grill kommen. Die Chinesen lieben diese Fastfoot, die direkt vom Spieß abgeknabbert wird. Von uns hat dies niemand probiert. Kämme werden hier nicht nur in der Fabrik sondern auch manuell erstellt (aus Holz). Sie sind nicht teuer und werden häufig gekauft. Aber außer den schon genannten Spießen gibt es auch diverse Imbiss-Stände. Da diese jedoch in einer Halle sind und die Außentemperaturen wohl immer noch über 30°C liegen dürften, hat sich hier eine Dunstglocke der unterschiedlichsten Gerüche gebildet. Gisela zieht mich deshalb recht schnell wieder aus dieser Halle, da sie mit der Luft hier drinnen nicht klar kommt.
Draußen herrscht lebhaftes Gedränge. Aber alle sind sehr freundlich und friedlich. Irgendwann verlassen wir den Nachtmarkt wieder um uns am Rande der Einkaufsmeile zum vereinbarten Treffpunkt einzufinden.
Von hier aus fährt uns unser Bus zum Olympiagelände. Dieses ist sehr groß und auch sehr weitläufig. Wie viele Personen zurzeit hier sind, ist schwer zu schätzen. Es dürften hunderte sein. Aber es ist immer noch viel Platz und kein Gedränge. Von den Olympiastätten ist nicht viel zu sehen. Nur das Stadion ("Vogelnest") ist gut zu erkennen. Obwohl es sehr groß ist, wirkt es relativ zum Gesamtgelände doch recht bescheiden. In ihm findet gerade eine Musik-Aufführung statt. Somit ist eine Besichtigung nicht möglich. Allerdings wird es von so ziemlich allen mit dem Vollmond im Hintergrund fotografiert. Wie schon die Tage vorher haben wir auch heute wolkenlosen Himmel. Weiter hinten ist ein Turm, der unterschiedlich Farben annimmt. Dieses Lichtspiel ist ebenfalls ein Anziehungspunkt. Um diese Uhrzeit ist jedoch eine Besteigung nicht mehr möglich. Aber ansonsten ist das Olympiagelände nicht so spannend. Wenn kein Feiertag ist, dürfte es ganz in der Hand der Skater und Rollschuhfahrer sein. Platz ist jedenfalls mehr als genug vorhanden.
Da uns einige morgen verlassen werden, fahren wir zum gemeinsamen Abendessen. Für die Abreisenden ist es im Reisepreis enthalten, aber auch für die anderen sehr preiswert. Es findet in einer Gaststätte statt, in die normalerweise nur Chinesen gehen. Touristen wie wir sind hier eher unüblich. Wichi spendiert auch für jeden Tisch eine Flasche Reisschnaps. Unser Tisch sowie ein weiterer schwächeln etwas - das Zeug schmeckt grausam. Nur der Tisch mit unseren amerikanischen Freunden schafft die Flasche. Kommentar von dort: We had to finish! Na ja, trotz Underberg im Hotel spricht das Glas Reisschnaps mit mir noch die halbe Nacht.

hier zappeln sie noch ...

... jetzt nicht mehr

Kamm-Manufaktur

Hawker Center

Nachtmarkt

Nachtmarkt

Olympiagelände
Dienstag, 09.09.2014

Nach dem Frühstück verlassen uns einige der Reiseteilnehmer. Sie hatten nur das Grundprogramm gebucht. Da wir ja inzwischen schon eine richtige Gemeinschaft geworden sind, verabschieden wir sie noch persönlich. Danach bringt sie der Bus zum Flughafen.
Die anderen verbringen den Tag individuell. Wir bleiben noch etwas am Pool. Das Wetter ist ja wieder prima.
Am späten Nachmittag fahren wir mit dem Bus in die Stadt. Wir wollen uns hier eine Kungfu-Show ansehen. Diese ist speziell für Touristen und in englischer Sprache mit chinesischen Untertiteln. Wer beider Sprachen nicht mächtig ist, kann die Handlung aber erahnen, zudem es kostenlose Begleithefte in allen möglichen Sprachen gibt (auch deutsch). Schwerpunkt wurde wohl auf eine actionreiche Handlung gelegt und die Akteure sind dabei wahre Meister. Nachdem wir ohne Staus durchgekommen sind, bleibt noch genügend Zeit, eine original chinesische Nudelsuppe als Abendessen zu genießen (mit ca. 1,2 EUR sehr preisgünstig und prima).
Die Handlung ist kurz erzählt: Ein kleiner Junge wird von seiner Mutter ins Kloster gegeben. Hier studiert er Zen und Kungfu. Nach vielen Jahren des Trainings wird sein Körper stark wie Eisen. Dies wird am Zerbrechen von Steinplatten und Eisenstangen demonstriert. Aber wie so häufig, eine schöne Fee verwirrt ihn so sehr, dass er seine buddhistische Praxis nicht mehr weiterführen kann. Aber dann bekommt er große Reue und kehrt zum Buddhismus zurück. Das Überschreiten des Bügelgatters ist ein prachtvolles Ritual für einen Mönch. Er vollendet die abschließende Aufgabe und wird ein Kriegermönch. Nach dem Tod des alten Meisters wird er der neue Abt des Klosters.
Dies alles wird professionell und mit viel Akrobatik aufgeführt und ist einen Besuch wert. Unser Bus bringt uns danach zum Hotel zurück.


Huanyu Kungfu Theater
"Rotes Theater"

Bühnendekoration

Hauptdarsteller
(nach der Vorführung)
Mittwoch, 10.09.2014

Heute besichtigen wir die Ming-Gräber sowie die dazugehörende Geisterallee. Die Ming-Gräber sind sehr weit auseinander, sodass wir auf deren Besuch dann doch verzichten. Auf dem Weg zu diesen Gräbern durchläuft man aber zuerst die Geisterallee. Hier sind alle möglichen Steinfiguren in Originalgröße erstellt und säumen jeweils paarweise den Weg. Die eigentlichen Ming-Gräber verzweigen dann von diesem Weg und sind mehrere km entfernt. Allerdings sollen sie selbst nicht spektakulär sein und unsere Zeit ist knapp.
Wir fahren deshalb weiter zum Sommerpalast der Kaiserdynastie. Nach einer Wanderung durch den Park umrunden wir den Hou Hu. Auf diesem Teil haben sich viele kleine Handwerker und Händler angesiedelt. Es ist schon interessant, ihnen bei der Arbeit zuzusehen. Ach ja, kaufen kann man natürlich auch was, was die meisten von uns auch machen. Danach gehen wir gemeinsam in ein Restaurant im Park, wo schon für uns zum Mittagessen reserviert ist. Allerdings sind wir in dem großen Restaurant eh die einzigen Gäste. Das Essen selbst ist aber in Ordnung. Wir gehen danach wieder durch den Park zum Kunming-See zum berühmten Marmorschiff. Aus Marmor ist dabei aber nur der einer Welle nachgebildete Sockel, der Rest ist aus normalem Stein. Hier haben wir nun genug freie Zeit, um uns den 728m langen Wandelgang mit seine unzähligen Bildern und Verzierungen in Ruhe anzusehen. Am Fuß des Pavillons des Buddhistischen Wohlgeruchs, der sich auf einem 41m hohen Berg befindet, steht direkt am Ufer das Tor zum Jadepalast über den Wolken. Wir fahren aber mit dem Drachenboot zur Insel des Südlichen Sees. Die Insel kann allerdings wegen Renovierungsarbeiten nicht besucht werden. Sie ist mit einer 17-Bogen-Brücke mit dem Festland verbunden. Von hier aus lassen viele Chinesen ihre Drachen steigen. Man glaubt kaum, was da so alles in der Luft ist. Die in Deutschland übliche Schnurlängenbegrenzung ist in China unbekannt. Die Bastler haben hier schon halbe Kabeltrommeln an sich befestigt und die Drachen steigen mehrere hundert Meter hoch.
Wir aber kämpfen uns durch den Berufsverkehr wieder zum Hotel zurück. Der Abend steht zur freien Verfügung.


Karte der Ming-Gräber
mit Geisterallee

Geisterallee (Teilansicht)

Geisterallee (Teilansicht)

Geschäfte am Hou Hu

rote Seerose im Hou Hu

Flötenspieler am Hou Hu

Marmorschiff

Drachenboot als Fähre


Tor Jadepalast über den Wolken

Pavillon des Buddhistischen
Wohlgeruchs

Drachen als 'Fliegender Holländer'

17-Bogen-Brücke zur Insel
Donnerstag, 11.09.2014

Heute beginnt der zweite Höhepunkt unserer Reise: die Fahrt nach Xi'an, der alten Hauptstadt Chinas und ebenso der Namensgeber des Landes. Tagsüber ist noch nichts geplant, also wieder Spaziergang durch den Ort sowie Sonnenbad am Pool. Um 17h45 werden wir vom Hotel abgeholt und mit dem Bus zum Westbahnhof gebracht. Von hier fährt um 20h43 der Zug nach Xi'an. Für uns sind Schlafwagenplätze gebucht. Jeweils 4 Personen teilen sich ein Abteil (jeweils 2 Doppelstockbetten). Angeboten wurde das Ganze im Prospekt mit "Ein echtes Erlebnis und bester Schlafkomfort". Das erste stimmt, über das zweite darf man streiten. Der Zug rumpelt über die Weichen in Richtung Westen. Aber einige Dosen Bier verhelfen dann doch wenigstens zu einigen Stunden Schlaf.
Fazit hierbei: Die Idee mit dem Zug ist nicht schlecht. Man sollte es einfach mal gemacht haben. Einen Vergleich mit deutschen Schlafwagen habe ich nicht. Für uns ist dies die erste Nacht im Schlafwagen der Bahn. Die Fahrt dauert fast 11 Stunden.

Freitag, 12.09.2014

Etwas übermüdet erreichen wir am frühen Morgen Xi'an. Hier ist der westliche Einfluss noch nicht so groß wie in Beijing, für uns lesbare Buchstaben sieht man selten. Vor dem Bahnhof wartet unser Bus und der Reiseleiter begleitet uns zu einem großen Hotel. Hier können wir frühstücken und uns etwas waschen.
Danach fahren wir zum Terrakotta-Museum, eine der meistbesuchten Touristenattraktionen in China. Es handelt sich dabei um die Grabstätte des Kaisers Qin Shihuangdi (221 v. Chr. - 209 v. Chr.), der als Erster China als Land einte und die Qin-Dynastie begründete. Während seiner Regentschaft wurden die bis dahin unabhängigen chinesischen Feudalstaaten zum ersten Mal zu einem Großreich vereinigt. Weitere Errungenschaften dieses ersten Kaisers des chinesischen Großreichs waren der Ausbau der Großen Mauer, die Anlage von Überlandstraßen und Kanälen sowie die Verwendung einheitlicher Schrift und Währung. Im Alter von 49 Jahren starb Qin Shihuangdi während einer Inspektionsreise in die Provinz und wurde in seiner Grabkammer beigesetzt. Während die vorherigen Kaiser immer ihren gesamten Hofstaat mit ins Grab nahmen hatte inzwischen ein Umdenken stattgefunden. Grund dafür war, dass durch die vielen Kriege das Land personell stark ausgedünnt war. Und Tonkrieger konnten einem ja im Jenseits genauso gut zur Seite stehen.
Bisher wurden mehr als 3000 Soldaten und Pferde sowie mehr als 40.000 Waffen ausgegraben und restauriert, geschätzte weitere 5000 Figuren sind noch im Erdreich verborgen. Ebenso ist der Grabhügel des Kaisers zwar gut zu sehen, aber es fehlen die archäologischen Kapazitäten. Erst in einigen Jahrzehnten wird man sich hier an eine Ausgrabung machen. Und wenn man sich in der Halle 1, die größte der 3 Hallen und die eigentliche Ausgrabungsstätte, umsieht, ist allein hier noch Arbeit für viele Jahre. Der Kaiser hatte jedenfalls eine sehr große Armee von Tonkrieger um sich geschart.
Aber auch Xi'an ist ohne die Tonarmee eine Besichtigung wert. Allein die mächtige Stadtmauer ist schon sehenswert. Sie wurde zwischen 1374 und 1378 erbaut und in den 1980er Jahren renoviert. Sie ist die größte weitgehend erhaltene Stadtmauer in China. Mit einer Gesamtlänge von insgesamt 13,6 km umschließt sie die Innenstadt von Xi’an. Vom Aufbau her ist sie ein ummauerter Erdwall. Ihre Breite beträgt am Sockel 18 m, an der Krone 12 m. Ihre Höhe beträgt 12 m. Vier Tore (Nordtor, Westtor, Südtor und Osttor) gewährten früher einen durch Zugbrücken geschützten Zugang zu der Stadt. Diese Zugbrücken wurden morgens durch ein Signal des Glockenturms heruntergelassen und am Abend durch ein Signal des Trommelturms wieder hochgezogen. Für den Autoverkehr wurden inzwischen weitere Öffnungen geschaffen. Ein früher abgerissenes Mauerstück beim Bahnhof wurde überbrückt, so dass ein kompletter Rundgang auf der Stadtmauer möglich ist. Die Zugbrücken sind ebenfalls nicht mehr vorhanden, da das Wasser umgeleitet wurde. Der Fluss wurde aufgefüllt und nun gibt es einen schönen gepflegten Garten an der Stadtmauer. Xi'an hat etwa 8 Mio. Einwohner, wobei etwa die Hälfte innerhalb der Mauer lebt. Vor etwa tausend Jahren war Xi'an mit über 1 Mio. Einwohner die größte Stadt weltweit. Heute ist sie von der Größe her nur noch Mittelmaß. Auf der Mauer gibt es übrigens auch jedes Jahr einen Marathonlauf. Der ist bestimmt leichter als der Lauf auf der Großen Mauer. Allerdings glaube ich nicht, dass hier viele Europäer teilnehmen, denn die Sprachhürde ist deutlich höher als in Beijing. Westliche Sprachkenntnisse oder Schriftzeichen gibt es so gut wie nicht.
Wir besichtigen als nächstes die Wildganspagode. In dieser buddhistischen Tempelanlage gibt es wieder viele sehenswerte Skulpturen. Wir haben zwar genügend Zeit für eine individuelle Besichtigung aber irgendwann ist diese auch zu Ende.
Die Moschee, die wir als nächstes besichtigen, liegt mitten im Arabischen Markt. Während es draußen laut und quirlig ist, herrscht hier drinnen absolute Ruhe. Leider wird es schon dunkel und die Moschee schließt. Nur für uns war die Öffnungszeit etwas verlängert worden.
Draußen haben wir noch etwas Zeit, um über den Arabischen Markt zu spazieren. Dieser Nachtmarkt ist ebenfalls stark besucht. Er wirkt aber sauberer und angenehmer als der in Beijing, sodass sich mancher etwas zu essen kauft. Inzwischen ist es schon dunkel geworden. Wir verlassen Xi'an und fahren mit dem Bus zum Flughafen. Im dortigen Restaurant ist für uns reserviert, was aber wohl auch nicht notwendig gewesen wäre. Während des umfangreichen Abendessens hat unser Reiseführer die Boarding Cards für uns geholt und teilt sie jetzt mit den Pässen wieder aus.
Wir begeben uns danach durch die Sicherheitskontrollen zu unserem Gate. Allerdings verzögert sich unser Abflug um fast eine Stunde. Erst nach 23 Uhr hebt der vollbesetzte Airbus A320 in Richtung Beijing ab, das wir nach etwas über einer Flugstunde erreichen. Beim Landeanflug fliegen wir fast über unser Hotel, das wir aus dieser niedrigen Höhe gut erkennen können. Aber auch hier ist alles bestens organisiert, der Bus wartet und bringt uns zum Hotel zurück. Kurz nach 1 Uhr geht ein langer Tag zu Ende.
Meine Meinung ist: Xi'an ist eine interessante Stadt und man sollte prüfen, diesen Ausflug auf 2 Tage zu verlängern. Der parallel angebotene Ausflug nach Shanghai, den dieses Mal niemand gebucht hatte, geht ja auch über 2 Tage, sodass dies im gesamten Reiseprogramm durchaus machbar wäre.


Bahnhof Xi'an

Terrakotta-Armee (Teilansicht)

Terrakotta-Armee
(Einzelansicht)

Pferde in der Terrakotta-Armee

Terrakotta-Armee (Teilansicht)

Terrakotta-Armee (Teilansicht)

Terrakotta-Armee (unrestauriert)

Park vor der Stadtmauer

auf der Stadtmauer

auf der Stadtmauer

Wildganspagode

Wildganspagode

Eingang zur Moschee

Arabischer Markt

Arabischer Markt

Arabischer Markt

Arabischer Markt

Arabischer Markt

Arabischer Markt
Samstag, 13.09.2014

Nach dem anstrengenden und langen gestrigen Tag haben viele Mühe noch rechtzeitig zum Frühstück zu kommen. Dieses wird bis 10 Uhr angeboten. Danach wird aber ziemlich schnell abgeräumt.
Ansonsten verbringen wir den Tag mit spazieren gehen und schwimmen im Pool. Das Wetter ist wieder prima und es sind auch nicht so viele Leute da.
Abends gehen Gisela und ich wieder ins benachbarte Restaurant. Dort spricht zwar niemand englisch (von deutsch reden wir erst gar nicht), aber mit Sprach-Computer (gibt manchmal lustige Übersetzungen) und einer gut bebilderten Speisenkarte lassen sich alle Probleme lösen.

Sonntag, 14.09.2014

Offensichtlich haben einige den gestrigen Tag noch zum ausgiebigen Feiern genutzt. Jedenfalls reduziert sich der angemeldete Teilnehmerkreis für unseren Ausflug mit Wanderung auf der Mauer auf 4 Personen. Dafür rentiert sich kein Bus. Gisela und mich zieht es nochmals zur Mauer, die beiden anderen wollen in die Westberge. Aus diesem Grund fahren wir mit dem Taxi zur etwa 50km entfernten Mauer bei Mutianyu. Das Ganze wurde über das Hotel organisiert, da der Fahrer nur sehr wenig englisch spricht. Er ist sehr freundlich und hilfsbereit, will vor Ort warten (ca. 3 Stunden) und uns dann wieder zurückfahren. Der Taximeter bleibt aus, es ist ein Festpreis vereinbart (für ihn wahrscheinlich ein Netto-Zubrot).
Leider ist das Wetter heute nicht so toll. Es ist relativ kühl (so um die 23°C), windig aber trocken. Die Sonne zeigt sich heute auch nur ansatzweise. Wie wir später hören, war es für die im Hotel gebliebenen auch nicht gerade ein idealer Pool-Tag. Für uns hat es jedoch den Vorteil, dass sich das Gedränge in diesem Mauerabschnitt in Grenzen hält. Mutainyu ist der Beijing am nächsten gelegene Mauerabschnitt und angeblich voll restauriert. Nun ja, das stimmt auch insoweit, dass Geröllstrecken nicht vorkommen. Aber einfach ist dieser Streckenabschnitt auch nicht. Ein Marathon hier wäre auch nicht einfacher als in Jinshanling. Zwar ist die Stecke in einem besseren Zustand, dafür geht es aber deutlich steiler und öfter auf und ab.
Vom Informations-Center fahren wir mit einem Bus zur Talstation der Seilbahn. Von dort geht es dann steil nach oben. Von der Seilbahn-Bergstation kommen wir nach wenigen Metern auf die Mauer. Wir entscheiden uns, nach rechts zu gehen. Nach links würde es einige hundert Meter bergab, dann aber über eine rund 1 km lange Treppe wieder nach oben gehen. Dazu haben wir einfach keine Lust. Ein Foto muss einfach reichen (Tele sei Dank). Der Weg nach rechts ist zwar auch nicht einfacher, aber abwechslungsreicher (nicht nur Treppen). Obwohl, eben ist auch hier nichts. Trotzdem bringen die Einheimischen auch ihrer alten Leute mit hierher. Einer schiebt, der andere zieht und der dritte trägt den Rollstuhl. Wie die das dann auf der Mauer weitergemacht haben, weiß ich nicht. Aber einfach war es sicherlich nicht.
Wir gehen jedenfalls das kurze Stück bis zum nächsten Wehrturm und stehen am Ausgang vor einer Treppe nach unten. Hier ist sogar noch ziemlich viel Betrieb. Das gibt sich aber im weiteren Verlauf. Wir wollen eine Stunde auf der Mauer entlang gehen und dann umkehren. Auf einem Wehrturm kann man sogar nach oben gehen (gute Treppe im Turm) und kommt dann auf eine Art Aussichtsplattform. Ansonsten wieder Treppen, Treppen, Treppen... Und diese gibt es auch wieder in den unterschiedlichsten Größen und Erhaltungsstufen.
Bei der Großen Mauer handelt es sich nicht um eine einheitliche Mauer sondern um ein Mauernsystem. Restauriert wurde nun immer nur eine dieser Mauern. Die anderen sind zwar sichtbar aber nicht restauriert und verfallen so langsam. Auch in der Ferne kann man auf einem Bergkamm eine weitere Parallelmauer erkennen, wobei eigentlich nur die Wehrtürme deutlich sichtbar sind. Man sieht deutlich, dass dieser Bereich auch schon früher Beijing am nächsten lag und wahrscheinlich deshalb einer besonderen Verteidigung bedurfte. Das Bergpanorama ist überwältigend. Allein dies ist schon einen Besuch wert. Wir aber haben in der vorgenommenen Stunde bei Weitem nicht die Strecke geschafft, die wir eigentlich wollten. Aber es nutzt nichts, wir kehren trotzdem um. Das Taxi wartet zwar aber für heute Abend ist ja noch ein gemeinsames Abendessen geplant.
Zurück geht es nun fast nur bergauf zur Bergstation der Seilbahn und von dort wieder ins Tal. Der Taxifahrer erkennt uns sofort wieder und bringt uns zum Auto. Auf dem Rückweg zum Hotel merkt man schon, dass jetzt doch deutlich mehr Personen und Fahrzeuge unterwegs sind. Am späten Nachmittag sind wir aber dann doch am Ziel. Diese Tour war jedenfalls eine gute Entscheidung.
Am Abend veranstalten wir dann unser gemeinsames Abschiedsessen in einem Restaurant, das wir bequem zu Fuß erreichen können. Danach gehen einige noch in eine Bar, wir ziehen aber unser Hotelzimmer vor. Auch hier haben wir noch Restgetränke, die wir vernichten.


Mutainyu mit Seibahn zur Mauer

Mauer mit sehr langer Treppe

abwärts mit voller
Konzentration

Treppe (oder so
ähnlich)


Stufen bergab kaum zu erkennen

in einem Wehrturm

wieder eine Treppe

Mauer im Verfall

Treppe XXL

Parallelmauer auf dem nächsten
Bergkamm

Bergpanorama

Aufstieg zur Bergstation der
Seilbahn
Hier noch einige Bilder zur Mauer bei Mutainyu (gescannte Postkarten):
Montag, 15.09.2014

Heute geht unsere Reise nach China zu Ende. Wir können noch gemütlich frühstücken. Der Bus holt uns um 10 Uhr vom Hotel ab und bringt uns zum Flughafen. Nach Einchecken und Sicherheitskontrolle bleibt noch genug Zeit, die letzten Yuan im Duty-Free-Bereich auszugeben. Unser Flugzeug wird gerade beladen und steht fast pünktlich zum Boarding bereit. Bis dann alle ihre Plätze eingenommen haben, dauert es doch noch etwas und mit 10 Minuten Verspätung verlassen wir kurz vor 13 Uhr unser Gate. Draußen müssen wir noch etwas warten, da erst noch ein paar Maschinen landen. Dann geht's aber los und bei herrlichem Sonnenschein heben wir vom Flughafen Beijing ab - Richtung Deutschland. Zurück dauert der Flug mit 11 Stunden rund eine Stunde länger als der Herflug. Es wird ein langer Tag.
Ich nutze die Flugzeit, um an der Homepage weiterzuarbeiten. Aber irgendwann ist der Notebook-Akku leer und leider gibt es keine Steckdose. Also schaue ich mir noch den Klassiker 'Casablanca' im Bordkino an. Den wollte ich immer schon mal sehen und hier bleibt einem ja fast nichts anderes übrig.
Wir landen pünktlich um 17 Uhr in München. Das Wetter hier ist recht passabel, trocken aber kühl und sonnig. Eine Stunde später sitzen wir in unserem Auto und fahren über die Autobahn nach Hause. Um 19h50 stehen wir in der Garage. Jetzt noch das Gepäck aus dem Auto (auspacken am nächsten Tag) und etwas ausspannen. Die Wohnung ist kühl, sodass ich bevor wir ins Bett gehen noch den Kachelofen anmache. Es ist jetzt zwar erst 21 Uhr, aber unsere innere Uhr ist ja schon 6 Stunden weiter. Es wird einige Tage dauern, bis wir diese Zeitverschiebung wieder verdaut haben.

Auch hier ein kurzes Facit:
China, das unbekannte und fremde Land, ist uns durch diese Reise doch deutlich näher gekommen und auch sympathischer geworden. Die Leute sind sehr freundlich, die Natur gerade im Bereich der Großen Mauer, beeindruckend. Schade, dass die Sprachbarriere so hoch ist. Es wird wohl noch etwas dauern, bis sich hier englisch als Weltsprache überall durchgesetzt hat. Aber Ansätze sind durchaus zu erkennen.
Dem Reiseorganisator Wichart Hölscher merkt man seine jahrelange Erfahrung mit solchen Reisen durchaus an. Alles war stimmig, wir haben sehr viel gesehen und hatten doch zwischendurch immer genügend freie Zeit, um das Gesehene zu verarbeiten. Alles in Allem war diese Reise ihren Preis wert.


Unser Flugzeug für den Heimflug