Sinai Sylvester 2003

Sonntag, 28.12.2003
Bis 13.15 Uhr sollen wir uns am Schalter der Egypt Airlines in Frankfurt treffen. Wir, das sind die Teilnehmer der Reisegruppe "Reisezeit" aus Berlin, die zum ersten Mal einen Halbmarathon auf der Halbinsel Sinai veranstalten will. Insgesamt sind 53 Teilnehmer gemeldet. Treffen, Einchecken und Boarding verlaufen problemlos, sodass wir pünktlich um 15.25 Uhr in Richtung Sharm-el-Sheikh starten können. Der Airbus A320-200 ist bis auf den letzten Platz belegt, am Kabinenservice könnte man noch Verbesserungen vornehmen, aber Fluggerät und Piloten sind in Ordnung. Dass der Service der "Reisezeit" sehr gut und professionell ist, merken wir gleich bei der Ankunft. Es ist inkl. Zoll- und Einreiseformalitäten alles bestens vorbereitet. Trotzdem kommen wir erst gegen Mitternacht (Ortszeit = die Uhren mussten um eine Stunde vorgestellt werden) in unserem Hotel an. Nach einer kurzen Einweisung in den nächsten Tag gehen alle ins Bett.

Montag, 29.12.2003
Trotzdem ich aus diversen Gründen die Nacht nicht geschlafen habe, geht es mir doch relativ gut. Das ausgiebige Frühstück im Hotel tut seinen Anteil dazu. Später geht es mit dem Bus zum Hafen und von dort mit einem Boot weiter zur Insel Tiran.


Die Tiran-Insel im Golf von Akaba
Die Insel selbst ist Naturschutzgebiet und darf nicht betreten werden, aber in der Nähe sind schöne Korallenriffe, und da wollen wir ja eigentlich hin. Nur deshalb habe ich ja von zuhause Taucherbrille, Schnorchel und Flossen mitgenommen. Ich habe auch zum ersten Mal eine einfache Einweg-Unterwasserkamera mitgenommen und fotografiere einige Fische und Korallen. Man muss allerdings mit diesen Kameras sehr nahe an die zu fotografierenden Objekte herankommen, da sie sonst nur sehr klein abgebildet werden. Nach dem Schnorcheln gibt es ein sehr gutes Mittagessen an Bord. Jeder wundert sich, wie es der Koch geschafft hat, bei diesem hohen Seegang ein solch tolles Essen herzuzaubern (ich möchte nicht wissen, wie es dabei in der Kombüse ausgesehen hat). Der Wind hat sich inzwischen beruhigt und wir fahren noch zu einem weiteren Korallenriff. Dort müssen mich die anderen dann fast mit Gewalt aus dem Wasser rausziehen, da ich mich einfach nicht von den Fischen und Korallen trennen kann und ja den Film noch vollknipsen will. Aber irgendwie schaffen sie es und es geht zurück nach Sharm-el-Sheikh.
Der ereignisreiche Tag endete nach einem ausgiebigen Abendbuffet im gemütlichen Kreis. Vorher sind einige noch etwas gejoggt, aber dazu habe ich heute einfach keine Lust mehr.

Dienstag, 30.12.2003
Heute morgen habe ich den Morgenlauf, zu dem ich gestern Abend keine Lust mehr hatte, nachgeholt. Nach einem ausgiebigen Frühstück heißt es dann erst mal Abschied von Sharm-el-Sheikh zu nehmen. Unser Bus nimmt Kurs Richtung St. Katherine am Berg Sinai. Die Strecke beträgt zwar nur ca. 185 km, aber wir haben es ja nicht eilig. Deshalb sind viele Fotostops sowie ein Besuch bei einer Beduinenfamilie eingeplant. Tarik, unser einheimischer Führer, erzählt uns während der Fahrt sehr viel über Land und Leute, erklärt uns die Unterschiede zwischen den einzelnen Beduinenstämmen und vergisst auch nicht, uns die spärliche Fauna und Flora näher zu bringen. Das Sinaigebirge ist kein einheitliches Gebirge. Es besteht aus mehreren geologisch unterschiedlichen Gesteinsarten, die wahrscheinlich auch zu unterschiedlichen Entstehungsjahren gehören.  Dies ist auch immer wieder an den einzelnen Farben und Formen der Berge zu sehen. Eine Besonderheit im Sinai sind die früheren Kamelkarawanen. An bestimmten Felsen haben sie Spuren hinterlassen, aus denen die folgenden Karawanen ersehen konnten, welche Karawane hier bereits vorher war. Einen solchen Felsen habe ich fotografiert.
Etwa 20 km vor unserem Tagesziel können wir den Mosesberg, der ja das Ziel unserer Wanderung am 02.01.2004 wird, aus der Ferne sehen. Mit dem Berg Sinai und einem weiteren Berg bildet er ein W (der Mosesberg ist der kleinere zwischen den beiden).
In unserer Unterkunft ist wieder alles bestens organisiert, sodass der Zimmerbezug reibungslos verläuft. Gisela und ich erkundigen dann noch den oberen Teil unserer morgigen Laufstrecke. Später treffen wir uns alle im Kulturzentrum auf dem Hotelgelände. Hier werden wir in den Halbmarathon sowie die weiter angebotenen Strecken für den nächsten Tag eingewiesen und bekommen unsere Startnummern. Zu diesem Treffen ist inzwischen neben dem ägyptischen Fernsehen auch die lokale Prominenz erschienen. Irgendwie sind die Einheimischen von diesem Event begeistert und dass sie alles was möglich war im Vorfeld bereits organisiert haben, muss hier sehr positiv hervorgehoben werden.
Nach dem Abendessen geht dann ein erlebnisreicher Tag früh zu Ende; irgendwie sind doch alle müde von den vielen Eindrücken in der Steinwüste.

Mittwoch, 31.12.2003
Der Tag steht ganz im Zeichen des 1. St. Katherinen Halbmarathon. Bilder und ein Bericht darüber gibt es auf einer extra Seite (Seite anzeigen).
Für den Nachmittag ist ein Besuch des St. Katherinenklosters vorgesehen. Die Besichtigung ist zwar nur von 9 bis 12 Uhr möglich, aber wir haben eine Sondergenehmigung. Der Vorsitzende des griechisch-orthodoxen Klosters schenkt den Bestplatzierten der einzelnen Läufe noch schöne Bücher über das Kloster. Da die Besichtigung eine Einladung des Abtes ist, können wir auch Teile des Klosters ansehen, die sonst nicht zugänglich sind. Leider ist in den meisten Innenräumen fotografierverbot, sodass ich auf eingescannte Postkarten ausweichen muss. Aber auf jeden Fall ist das Kloster einen Besuch wert.

Donnerstag, 01.01.2004
Heute morgen lassen wir es etwas ruhiger angehen. Nach einem ausgiebigen Frühstück fahren wir mit unserem Bus ins Dorf St. Katherine und von dort geht es zu Fuß weiter ins Wadi Tala. Durch dieses Tal führt ein schöner, wenn auch etwas felsiger, Wanderweg durch die Berge Sinais. Bei einer Beduinenfamilie machen wir Rast und bekommen von unserem Führer viel über Land und Leute erklärt. Wir gehen im Wadi Tala bergaufwärts und am Ende des Tals wird es richtig interessant. Einige können die wilden Felsformationen nur mit Hilfe der anderen Teilnehmer passieren. Mir hat es jedoch richtig Spaß gemacht, auf den großen Felsen herumzuturnen. Eigentlich ist für 14 Uhr unsere Mittagsmahlzeit terminiert, aber aufgrund der großen Probleme beim Passieren der einzelnen Felsen kommen wir halt erst um 15h30 zum Essen. Danach wird noch ein Besuch der lokalen Umweltstation angeboten. Hier erfahren wir sehr viel über Flora und Fauna der Region, aber auch über die Anstrengungen, bei den Einheimischen ein Umweltbewusstsein aufzubauen.
Nach dem Abendessen wollen die meisten früh ins Bett, da morgen ein sehr zeitiges Aufstehen angesagt ist. Aber ganz so schnell geht es dann doch nicht. Unsere Gesamtsiegerin hat heute Geburtstag und bekommt vom Hotel noch feierlich einen großen Geburtstagskuchen geschenkt. Wir helfen natürlich alle beim Aufessen ;-) Des Weiteren werden noch einige Freiaufenthalte in den beiden von uns benutzten Hotels in St. Katherine und Sharm-el-Sheikh verlost. Ob die Gewinner diese jedoch jemals antreten werden, bleibt offen, da es ja nicht so einfach ist, mal für ein Wochenende nach St. Katherine zu fahren.

Freitag, 02.01.2004
Heute ist bereits um 1h30 (!) Wecken. Aber irgendwie habe ich meinen Einschlafzeitpunkt verpasst, sodass ich bis zu dieser Uhrzeit noch überhaupt nicht geschlafen habe. Um 2 Uhr treffen wir uns am Bus, um nach einem Becher Tee zum Parkplatz des St. Katharinenklosters zu fahren. Von hier geht es dann mit Taschenlampen auf den 2285m hohen Berg Moses. Es ist schon ein imposanter Anblick, die vielen Lichter den Berg hinauf wandern zu sehen. Im Tal auf ca. 1600m Höhe waren es etwa 10°C, nach oben wird es allerdings zunehmend kälter und windiger. Auf den letzten Metern, die über eine aus etwa 700 Stufen bestehende Steintreppe zu bewältigen sind, merkt man auch deutlich die dünnere Luft. Man muss immer wieder zum Verschnaufen anhalten, da den Muskeln so langsam der Sauerstoff ausgeht. Oben pfeift dann ein sehr kalter und unangenehmer Wind, sodass ich mir eine einigermaßen geschützte Ecke aussuche, um auf den Sonnenaufgang zu warten. Nach etwa einer halben Stunde wird es im Osten zunehmend heller und so langsam kommt das Morgenrot auf. Aber es dauert nochmals eine halbe Stunde, bis die Sonne aufgeht. Inzwischen sind Gisela und ich total durchfroren (Tipp: Ski- oder Funktions-Sportkleidung an- bzw. unterziehen - hilft zumindest etwas). Wir sind zwar auf Winter eingestellt gewesen, aber selbst unser einheimischer Führer meint, dass heute ein besonders kalter und starker Wind sei. Beim Abstieg im wärmenden Sonnenlicht beeindrucken uns die Berge mit ihrem Licht- und Schattenspiel. Und je weiter wir nach unten kommen wird es wieder wärmer, sodass so nach und nach Windjacke und Pullover im Rucksack verschwinden.
Nach dem Frühstück verlassen wir St. Katherine wieder in Richtung Sharm-el-Sheikh. Unterwegs können wir noch einige Fotos machen. Es sind weitgehend die gleichen Motive wie auf der Hinfahrt, aber nun sind die Lichtverhältnisse (da anderer Zeitpunkt) anders und vieles sieht dadurch auch gleich ganz anders aus. Da wir genügend Zeit haben, machen wir noch einen Abstecher in die Touristik- und Hafenstadt Dahab, etwa 100 km nördlich von Sharm-el-Sheikh. Hier können wir noch ein bisschen am Wasser spazieren und einige nutzen auch gleich die reichhaltigen Einkaufsmöglichkeiten.
Nach dem Abendessen in unserem Hotel in Sharm-el-Sheikh wird noch eine Fahrt in den Ort angeboten. Viele, auch Gisela und ich, sind allerdings so müde, dass sie es vorziehen, zeitig ins Bett zu gehen.

Samstag, 03.01.2004
Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Bus zu einem Beduinenzelt und wer will, kann von hier aus einen etwa zweistündigen Kamelritt machen.
Ich ziehe es jedoch vor, allein auf die umliegenden Berge zu klettern und dort die Ruhe und Einsamkeit zu genießen. Es ist ein beeindruckendes Gefühl, die Natur sowie die Gegend auf sich einwirken zu lassen. Von dort aus kann ich nach etwa 2 Stunden die Reiter zurückkommen sehen, sodass wir alle etwa zeitgleich wieder bei den Beduinen eintreffen. Nach einem Mittagessen im Zelt geht es dann wieder zurück zum Hotel. Eine geplante ausführliche Benutzung des Hotel-Freibades kürze ich jedoch stark ab, nachdem sich nach etwa 10 Minuten meine Haut zu sehr ins blaue verändert (das Wasser war kaum wärmer als Leitungswasser). Es bleibt also vor dem Abendessen noch genügend Zeit, Koffer und Ausrüstung für die Abreise vorzubereiten.

Sonntag, 04.01.2004
Nach einem abwechslungsreichen Kurzurlaub ist heute der Tag der Rückreise nach Deutschland. Bereits um 1 Uhr werden die Koffer abgeholt und um 1h30 fahren wir zum Flughafen. Der Abflug in Sharm-el-Sheikh ist um 3h45 und kurz nach 8 Uhr Ortszeit landet der Airbus sicher in Frankfurt. Hier hat bei -4°C leichter Schneefall eingesetzt und als bei weiter fallenden Temperaturen ab Würzburg auch die Autobahn weiß ist, bin ich froh, gegen 11h30 unser Auto zuhause in die Garage stellen zu können.

Fazit:
Für uns war es die erste Tour mit "Reisezeit". Reisezeit-Reisen sind sehr gut organisiert und unsere Reiseleiterin Christel sowie ihr ägyptischer Partner Tarik hatten ein umfangreiches und interessantes Programm ausgearbeitet. Selbst die in arabischen Ländern immer wieder auftretenden Probleme hatten sie immer schnell wieder im Griff, sodass hier nur ein großes Lob ausgesprochen werden kann. Allerdings sind Reisezeit-Reisen keine Urlaubsreisen, sondern eine Mischung aus Sport- und Studienreise. Wer das angebotene Programm nutzen will (und dafür ist ja man auch eigentlich gekommen), muss manchmal schon mit wenig Schlaf auskommen. Nun ja, uns hat's Spaß gemacht und ausruhen kann man sich immer noch am besten zuhause :-)

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