Australien 2008 - 3. Woche

Montag, 29.09.2008 (191 km)
Und wieder geht es auf fast leeren Straßen weiter. Unser heutiges Ziel heißt Esperance. Die Straßen sind hier meistens über viele km schnurgerade, allerdings geht es auf und ab. Und die Straßenoberfläche ist meist alles andere als eben. Zeitweilig werden wir ganz schön durchgeschüttelt. Neben den Straßen sieht man nahezu endlose Felder und Wiesen. Ansonsten ist die Fahrt schon recht eintönig. Allerdings benötigen wir heute zum ersten Mal die Klimaanlage zum Kühlen! Draußen hat es etwa 24°C aber die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel und da ist es noch deutlicher wärmer.
Bereits gegen Mittag checken wir auf dem Campingplatz in Esperance ein. Zum Glück gibt es noch freie Stellplätze. Nachdem wir unser Fahrzeug soweit fertig gemacht haben, wandern wir durch den Ort. Da heute Feiertag ist, haben die meisten Geschäfte geschlossen. Entsprechend ausgestorben wirkt alles. Aber das stört uns nicht. Wie in anderen Küstenorten auch, gibt es hier eine Jetty. Diese war von 1935 bis 1977 in Betrieb, ist fast 900 m lang und hat am Ende eine Wassertiefe von fast 12 m. Damit konnten auch größere Schiffe be- und entladen werden. Heute dient sie nur noch den Anglern und den Spaziergängern. Es gibt wilde Seelöwen hier. Auch wenn es auf dem Bild nicht so aussieht - es wird extra davor gewarnt, sich ihnen zu nähern. Die können angeblich ganz schön bissig werden. Wir haben es nicht ausprobiert.
Beim Rückweg zum Campingplatz schauen wir uns schon mal nach einem gemütlichen Fischrestaurant um. Bei dem im Bild gezeigten, sagt uns die Speisekarte am meisten zu und wir reservieren einen Tisch für den Abend. Dort werden nicht nur allerlei Meeresspezialitäten angeboten sondern es gibt auch WLAN, sodass ich die Homepage wieder aktualisieren kann. Als wir gegen 15h30 zum Campingplatz zurückkommen, ist dieser bereits voll belegt.
Dienstag, 30.09.2008 (403 km)
Leider hat das Wetter in der Nacht wieder umgeschlagen und es hat ein paar Mal geregnet. Gleichzeitig ist es deutlich kühler geworden, allerdings nicht so kalt wie noch vor einer Woche. Nach dem Frühstück fahren wir zum nächsten Supermarkt, um unsere Vorräte wieder aufzufüllen. Nachdem auch das Auto wieder aufgetankt ist, fahren wir nach Norden. Unser erstes Ziel heute heißt Norseman. Das Wetter wird wieder besser, wenn auch ein recht kühler Wind weht. Unterwegs begleitet uns eine Bahnlinie. Auf dieser werden die im Norden abgebauten Bodenschätze nach Esperance zur Verschiffung gebracht. Norseman selbst ist die Südgrenze der sogenannten Goldfields. Hier wurde bereits 1854 Gold gefunden. Auch heute noch ist eine Goldmine in Betrieb. Gleichzeitig fängt hier der Eyre Hwy an. Dieser führt nach Osten durch die Nullarbor Plain bis Port Augusta. Dort wollen wir zwar auch noch hin, kommen heute aber nur bis zum Balladonia Roadhouse. Der Highway wurde in den letzten Jahren komplett neu renoviert, ist breit, sehr eben und über viele Kilometer absolut kurvenfrei und für uns heute mit schönem Rückenwind.
Kaum haben wir unser rollendes Domizil auf dem Platz ausgerichtet und den Strom angeschlossen, kommt auch schon ein ordentliches Gewitter runter. Es blitzt, donnert und hagelt und schüttet wie aus Eimern. Innerhalb weniger Minuten ist der Platz überschwemmt. Das Wasser kann allerdings abfließen. Und so wie das Gewitter kam, ist es auch kurz danach schon wieder vorbei. Wir sehen einen großen Regenbogen, die Sonne scheint wieder und wir können im Freien zu Abend essen. Kurz danach kommt noch ein Känguru angehoppelt. Es ist sehr zutraulich, was besonders die Kinder hier erfreut. Sein Fell ist es allerdings klatschnass, es hat wohl bei dem Gewitter im Freien gestanden.
Balladonia selbst erreichte 1979 kurze Berühmtheit, als hier ein Teil des amerikanischen Space Labs abstürzte. Die zum Teil mehrere Quadratmeter großen Teile sind in einem Museum im Roadhouse zu besichtigen.
Mittwoch, 01.10.2008 (524 km)
Als wir morgens um 7 Uhr aus unserem Fahrzeug schauen, hat sich der Campingplatz schon sehr geleert. Ich habe die anderen gar nicht wegfahren gehört. Und als wir den Platz um 8h30 verlassen, sind wir die letzten. So früh waren wir in diesem Urlaub noch nie unterwegs. Die nächsten Kilometer werden sehr eintönig. Der Eyre Hwy wurde in großen Teilen renoviert und befindet sich in sehr gutem Zustand. Bessere Straßen habe ich in Australien noch nicht erlebt. Einige Teile der Straße sind immer wieder als Landeplatz für die "Fliegenden Doktors" ausgewiesen. Zum Glück brauchen wir sie nicht.
Kurze Zeit später beginnt dann die längste gerade Straße Australiens. Nun ja, die Fahrt darüber ist unspektakulär, denn der Eyre Hwy zeichnet sich nicht gerade durch Kurven und Berge aus. Das Lineal war wohl beim Straßenbau das wichtigste Instrument und Geraden von mehreren zig Kilometern sind nicht unüblich. Jetzt sind es halt mal ein paar km mehr. Am Morgen war der Himmel noch wolkenlos, bis zu unserer Abfahrt ist er aber wieder bedeckt. Weiter nach Osten reißt es mehr und mehr auf. Insgesamt wird es ein schöner Sonnentag. Die Sträucher und Bäume am Straßenrand werden spärlicher und kleiner. Eigentlich glaubt man nicht, dass es in dieser Einöde noch Tiere gibt. Aber die vielen Tierkadaver auf und neben der Straße beweisen deutlich das Gegenteil. Man muss beim Fahren gut aufpassen und manchmal ist Slalomfahren angesagt, denn auch ein totes großes Känguru ist noch ein ordentliches Hindernis.
Der Hwy wird hauptsächlich von großen LKWs genutzt. Auch Schwertransporte werden über diese Straße abgewickelt. Eventuell muss man halt mal links ranfahren und stehen bleiben. Das sieht aber niemand so eng. An zweiter Stelle dürften wohl die Urlauber kommen. Auch viele Australier sind hier mit dem Wohnwagen unterwegs. Ich treffe sie ja dann bei den Übernachtungsplätzen und es ist interessant, wo sie herkommen und welche Urlaubspläne sie haben. Sie finden es auch immer toll, dass ich von Deutschland bis nach Australien gefunden habe. Man kann auf dieser Straße eigentlich nichts anderes als fahren. Zu sehen gibt es nichts weiter und so erreichen wir, trotzdem wir die Uhr unterwegs um 45 Minuten vorstellen durften, bereits kurz nach 16 Uhr Eucla, unser heutiges Ziel. Der Platz füllt sich im Laufe des Abends noch und an der Bar, wo wir uns mit einigen Nachbarn treffen, muss ich dann meinem Nachbarn erst mal erklären wo Deutschland liegt. Europa kennt er ja noch so einigermaßen, aber die einzelnen Länder dort sind im fremd. Na ja, dies ist nicht der australische Durchschnitt, den ich kennengelernt habe. Die meisten kennen sich in Europa mehr oder weniger aus, zumindest theoretisch. Trotzdem wird es ein lustiger Abend.
Donnerstag, 02.10.2008 (447 km)
Die Nacht war recht mild und auch schon am Morgen scheint die Sonne vom wolkenlosen Himmel. Die Temperatur wird heute selten unter 30°C fallen, in der Mittagszeit messen wir 33,5°C. Der etwas kühlende Wind macht die Hitze allerdings angenehm. Während der Fahrt läuft die Klimaanlage auf Hochtouren.
Kurz nach Eucla passieren wir die Grenze nach Südaustralien. Für uns recht problemlos, denn der Quarantäne-Checkpoint liegt für uns erst kurz vor Ceduna. Die Uhr müssen wir wieder um 45 Minuten vorstellen. Der Eyre Hwy verläuft hier dicht am Wasser. Die entsprechenden Lookouts sind schon toll. Allerdings sind einige geschlossen, da das Meer sich bereits bis zu den entsprechenden Parkplätzen vorgearbeitet hat und die Klippen weiter abbrechen. Aber die wenigen anderen ersetzen diese vollkommen. Der Bewuchs abseits der Straße wird nun spärlicher. Zeitweilig sieht man rechts und links über weite Strecken nichts größer als ca. 50 cm. Nullarbor (nullus arbor, lat. = kein Baum) stimmt aber nicht ganz. Kleinere Bäume, so mit ca. 3 - 4 m Höhe, gibt es noch vereinzelt. Aber es wirkt wirklich alles recht trostlos. Das offizielle Ende des Nullarbor National Parks ist kurz vor dem Roadhouse Nullarbor. Dieses wirkt noch trostloser und einsamer als die anderen, auch nicht gerade aufregenden, Roadhouses.
Bei der Hitze will ich heute allerdings nicht mehr so weit fahren. Der gestrige Tag wirkt noch etwas nach und so richtig spannend ist die heutige Tour ja auch nicht gerade. Unser heutiges Ziel ist das Yalata Roadhouse, nur 93 km vom Nullarbor Roadhouse entfernt. Aber dieses ist inzwischen geschlossen. Also weiterfahren bis zum 55 km entfernten Roadhouse in Nundroo. Doch hier ist der Campingpark bereits voll. Wenigstens die Landschaft wird jetzt wieder interessanter und die langen Geraden sind auch zu Ende. Das nächste Roadhouse liegt in Penong, 76 km weiter. Hier gibt es zum Glück noch genügend freie Plätze. Wir sitzen abends noch bis spät in die Nacht im Freien. Dieser Campingpark wird auch noch sehr voll, denn den anderen von Westen kommenden Urlauber ergeht es auch nicht anders als mir. Wir hatten jedoch heute unseren bis jetzt heißesten Tag dieses Urlaubs.
Freitag, 03.10.2008 (78 km)
Während der Nacht hat es etwas geregnet und der Wind ist ziemlich stark geworden. Ebenfalls sind die Temperaturen auf 16°C gesunken und werden auch im Laufe des Tages nicht mehr nennenswert steigen. Wir fahren von Penong zu unserem heutigen Ziel Ceduna. Am Ortseingang werden wir auf mitgebrachtes Gemüse oder Obst kontrolliert. Die Einfuhr ist streng verboten. Aber wir haben bereits alles aufgegessen und der letzte Supermarkt ist schon rund 1500 km her. Ein Blick in unseren fast leeren Kühlschrank genügt und der Kontrolleur ist überzeugt; wir dürfen weiterfahren. In Penong checken wir auf dem Big4-Campingplatz ein. Hier gibt es auch wieder WLAN, wenn auch nicht so billig wie in Albany. Aber zuerst fahren wir zum örtlichen Supermarkt und decken uns wieder mit frischen Lebensmitteln ein. Danach schauen wir uns noch ein bisschen im Ort um. Aber der kalte und starke Wind macht dies nicht sonderlich angenehm, sodass wir den Tag im Wohnmobil mit einem mitgebrachten Film ausklingen lassen.
Samstag, 04.10.2008
Wolkenloser Himmel und 23°C, so kann ein Tag anfangen. Nach dem Frühstück gehe ich noch schnell die Sachen einkaufen, die wir gestern vergessen haben. Danach mache ich einen schönen langen Dauerlauf; zuerst um den Ort, dann die Küste auf gut ausgebauten Wanderwegen entlang. Es weht eine leichte Brise, die das Laufen recht angenehm macht, denn in der Sonne ist es ansonsten doch recht warm. Unterwegs sehe ich mehrere schwarze Schwäne im Wasser. Eigentlich ist Perth für die schwarzen Schwäne bekannt. Diese müssen sich wohl verflogen haben.
Auf dem Rückweg sehe ich mir noch die Einmarschparade zum Oysterfest, das an diesem Wochenende stattfindet, an. Bedingt durch den kühlen Wind ist die Temperatur inzwischen auf 21°C gefallen aber in der Sonne ist es weiterhin heiß. Nachdem ich mich auf dem Campingplatz wieder ausgehfertig gemacht habe, geht's zu diesem Fest. Hier gibt es Austern in jeglicher Zubereitungsart. Wir entscheiden uns für jeweils 6 Stück mit Käse und mit Käse/Schinken überbacken. Die Austern schmecken prima und sind mit 7 AUD/6 St. sehr preisgünstig. Ansonsten entspricht das Fest dem, was wir uns unter einer größeren Dorfkirchweih vorstellen. Sowas kommt hier in Ceduna nur einmal im Jahr vor, entsprechend ist die Beteiligung. Und Nachbarorte, wo man sonst mal 'schnell' hinkann, gibt's ja eh keine. Auch die SA Ambulance ist mit einem Info-Stand vertreten und führt noch eine kleine Demonstration mit Rettungswagen und Herz-Lungen-Wiederbelebung durch. Das allgemeine Interesse daran hält sich jedoch in überschaubaren Grenzen. Nun ja, das kenne ich aus Deutschland auch nicht anders.
Gegen Nachmittag kommt dann noch eine Luft-Show, bei der ein waghalsiger Flieger in einem sehr lauten Doppeldecker mit viel Rauch und Krach zeigt, was aus dieser fliegenden Kiste herauszukitzeln ist. Der Pilot ist zwar bereits 60 Jahre alt aber ein richtiger Profi. Entsprechend begeistert sind die Leute von den Darstellungen.
Zum Abendessen wollen wir wieder zum Fest gehen, aber da ist fast kein Fest mehr. Ich esse noch ein paar Austern (dieses Mal naturell, andere gibt's nicht mehr) und muss feststellen, dass dies die besten Austern sind, die ich je gegessen habe. Bei 'naturell' habe ich ja Vergleichsmöglichkeiten mit denen aus Frankreich; überbacken kannte ich das Ganze noch nicht. Aber mehr gibt es nicht mehr. Abgesehen davon ist es inzwischen wieder kalt. Wir gehen deshalb in einem Fish'n'Ships Schnellrestaurant noch selbiges essen und verziehen uns dann wieder in das warme Wohnmobil. Die gemessene Außentemperatur beträgt inzwischen gerade noch 12°C. Die sternenklare Nacht wird wieder kalt werden.
Sonntag, 05.10.2008 (431 km)
Wolkenloser Himmel, Temperaturen um 20°C (in der Sonne deutlich mehr) und leichter Wind. So stelle ich mir einen schönen Ausflugs- und Reisetag vor - wenn man beim Aussteigen nicht immer gleich von so vielen Fliegen erwartet würde. Ich habe zwar schon einige erschlagen aber so richtig aufgefallen ist dies bis jetzt noch nicht. Na ja, die Australier haben sich ja auch irgendwie damit abgefunden.
Unser erstes Ziel heute heißt Smoky Bay. Dies ist ein verschlafener Küstenort, der allerdings für seine Austernzucht bekannt ist. Der Campingplatz liegt direkt am feinen Sandstrand. Aber weder auf dem Platz noch am Strand ist irgendwas los. Die Saison hat noch nicht angefangen. Wir wandern ein bisschen zur Jetty. Aber selbst die Pinguine haben zurzeit keine Lust für größere Aktivitäten. Der nächste Stopp ist in Streaky Bay. Dieser Ort ist schon größer und es gibt sogar einige Restaurants. Neben der Jetty veranstaltet der lokale Drachenboot-Verein sein sonntägliches internes Wettrennen. Die Aktivisten sind alle schon etwas älter aber trotzdem nicht weniger engagiert.
Auf dem Weg nach Elliston, unserem für heute geplanten Ziel, machen wir noch einen Abstecher zu den 'Murphys Haystacks'. Die eigenwilligen Steine, ca. 6 - 8 m hoch, stehen auf einem Hügel in der Nähe des Flinders Hwy. Von hier hat man eine schöne Übersicht über die ganze Gegend. Aber wir fahren weiter nach Elliston. Von Ort und Umgebung sind wir allerdings etwas enttäuscht. Hier ist ja gar nichts los - absolut tot. Da es noch nicht so spät ist, entscheiden wir uns, doch noch nach Pt. Lincoln weiterzufahren. Durch zum Teil recht trostloses Karstgebiet, in dem außer etwas Gras für Schafhaltung nichts wächst, geht es weiter durch wieder fruchtbarere Gegenden. Die Straßen sind jetzt auch nicht mehr so endlos gerade. In Pt. Lincoln checken wir auf dem Campingplatz ein und fahren danach gleich in den Ort. Heute sind die meisten Geschäfte geschlossen. Aber wir finden noch ein Restaurant, wo wir zu günstigen Preisen frische Meeresfrüchte genießen können.
Bei der Rückfahrt zum Campingplatz ist es bereits dunkel und es regnet zeitweise leicht. Wir lassen den Tag wieder im Wohnmobil bei einem Glas Rotwein ausklingen.

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