Türkei 2016
Allgemeines
Als wir vor einem Jahr im Oman zum ersten Mal von Wichi hörten, dass für 2016 eine Tour auf dem Lykischen Weg in der Türkei geplant sei, war die Türkei noch ein stabiles Land im touristischen Aufwind. Mit dem Jahreswechsel änderte sich dies. Zuerst gab es diverse terroristische Anschläge, speziell auf Touristen, bei denen auch Deutsche den Tod fanden. Dann entwickelte sich die politische Führung wenig deutschfreundlich. Selbst Beleidigungen in Richtung der Bundesregierung wurden ausgesprochen. Kurz, das Klima war nicht mehr so ungetrübt und viele Deutsche setzten die Türkei auf ihren internen touristischen Index. Dies führte zu einem massiven Einbruch der Touristenzahlen. Speziell in den Hochburgen wie Antalya, vom Terrorismus bislang verschont, blieben viele Betten leer. Auch wir überlegten lange, ob wir die geplante Reise ganz absagen sollten. Vor Terroristen hatte keiner Angst. Sowas gibt es in Deutschland auch. Aber wir wollten eine solch despotische Regierung nicht noch unterstützen. Andererseits war uns aber klar, dass wir damit die Falschen treffen würden. Der 'kleine' Händler war an dem Chaos total unschuldig und musste nun ums Überleben kämpfen. Viele leben nun mal vom Tourismus und ein Ausbleiben hat Arbeitslosigkeit und wirtschaftliche Probleme auf breiter Front zur Folge. Wir entschieden uns also, die Reise wie geplant durchzuführen, auch wenn uns zu Hause viele davon abrieten.
Im Nachhinein gesehen war es eine gute Entscheidung. Wir hatten einen schönen Urlaub, gutes Wetter (eigentlich zum Laufen meistens zu warm), trafen viele freundliche Menschen und die Landschaft im Bereich des Tauros-Gebirges ist einfach toll. Von den politischen oder sonstigen Problemen merkten wir nichts.
Fluggesellschaft
A321-232
Auch die türkische Luftfahrtsgesellschaft Turkish Airlines merkte den Rückgang der Passagierzahlen und setzte nun kleinere Maschinen ein. Für uns hieß dies, dass nun eine A321-200 zum Einsatz kam. Diese war allerdings gefühlt komplett belegt. Das Kabinenpersonal war eh kein Freund von schnellen Bewegungen und so kam es, dass die knapp 3 Stunden Flug gerade ausreichten, um uns ein kleines Mittagessen und hinterher einen Tee zu servieren. Service und Qualität der Speisen sowie der Zustand der Maschinen waren aber ansonsten soweit in Ordnung, wenn auch keine Spitzenbenotung möglich war, zumindest beim Hinflug. Das Essen beim Rückflug war schon eine Zumutung: lauwarme, eingetrocknete Nudeln in Tomatensoße (keine Alternative). Leider war der Flugplan Nürnberg - Dalaman und zurück recht ungünstig. Wir hatten jeweils 4 bzw. 5 Stunden Aufenthalt in Istanbul. Allerdings sollte man eine Stunde Aufenthalt schon einplanen. Der Flughafen Atatürk ist sehr groß und die Wege sind weit (international / domestic). Aber auch hier geht alles ohne Hektik. Das Essen während des Flugs ist Überraschung - eine Speisekarte gibt es nicht.
Hier noch kurz die eingesetzten Fluggeräte:
Nürnberg - Istanbul A321-200
Istanbul - Dalaman B777-300 ER
Antalya - Istanbul A321-232
Istanbul - Nürnberg A321-232
Bei der Bestuhlung der Flugzeuge wurde wohl allgemein großen Wert darauf gelegt, möglichst viele Personen transportieren zu können. Es ist eng. Aber anders geht es wohl nicht, denn die Maschinen waren immer voll belegt. Komfort war bei der Auswahl kein Thema. Insgesamt würde die Airline von uns die Note 4 (ausreichend) bekommen.
Wer aus Deutschland in die Türkei einreisen möchte, der muss nicht lange nach preisgünstigen Flügen suchen. Die TUIfly steuert beispielsweise viele türkische Reiseziele an.
Reiseveranstalter
Wie schon in den vergangenen 2 Jahren war es wieder eine von Wichis Sportreisen. Einige Teilnehmer kannten wir ja schon. Aber ansonsten waren wir wieder in kürzester Zeit zu einem Team verschmolzen.
Karte Lykiens
Das Ganze nannte sich 'Etappenlauf auf dem Lykischen Weg'. Bis jetzt hatte ich noch nie etwas von bzw. über Lykien gehört. Es liegt im Süden der Türkei, so in etwa zwischen Antalyia und Dalaman. Über das Volk der Lykier ist allgemein wenig bekannt. Es existierte schon lange vor unserer Zeitrechnung, hatte eine eigene Schrift sowie eine eigene Sprache. Durch die Abgeschiedenheit an den Südhängen des Tauros-Gebirges war es auch fast nur per Boot erreichbar. Um 190 v.Chr. gehörte es zu Rhodos. Später löste es sich von Rhodos und durch eine geschickte Diplomatie konnte es 200 Jahre seine Unabhängigkeit bewahren. Später wurde es mit Pamphylien zu einer römischen Provinz zusammengefasst. Die lykischen Städte hatten sich schon früher zu einem demokratischen Bund zusammengeschlossen. Dieser Lykische Bund bestand auch unter den Römern weiter. Das Demokratieverständnis der Lykier war wegweisend. Selbst Griechen und Römer kamen nach Lykien, um von diesem Modell zu lernen. Dass wir in Deutschland heute einen Bundestag und einen Bundesrat im Rahmen der Gesetzgebung haben, geht auf das lykische Prinzip der Gewaltenteilung zurück. Weltberühmt wurde Lykien durch den Bischof von Myra (heute: Demre). Dieser wurde um 290 in Patara geboren und ist heute als St. Nikolaus allen Kindern bekannt. Mit dem Untergang des Christentums und dem Aufstieg des Islams verblasste auch der Stern Lykiens. Da es keine genauen Unterlagen gibt, ist uns auch heute noch vieles aus dieser Zeit rätselhaft.
Lykien und unsere Laufstrecken
Wichi legt bei seinen Sportreisen immer besonderen Wert darauf, uns auch die Geschichte und die Kultur unseres Gastgeberlandes näher zu bringen. Mit dem von ihm ausgewählten Reiseführer Atilla hatte er auch ein 'gutes Händchen'. Atilla kannte sich nicht nur in seiner Heimat sehr gut aus, er lief auch alle Etappen mit - und das ganz schön schnell. Geplant waren 4 Wettkampfetappen auf dem Lykischen Weg. Dieser ist inzwischen über 500 km lang und in vielen Bereichen ein sehr anspruchsvoller Bergwanderweg. Neben den Wettkämpfen wanderten wir aber auch über große Strecken dieses Weges, sodass wohl jeder auf über 100 km Lykischem Weg zurückblicken kann. Gisela hatte 3 Etappen mit insgesamt 34,5 Wettkampf-km 'gebucht' und meisterte diese auch mit Bravour, ich hatte alle 4 'gebucht' und war dadurch 66,7km auf Zeit unterwegs. Das Wetter ist im Oktober konstant: heiß (meist über 30°C) und trocken. Die Strapazen werden durch eine herrliche Landschaft belohnt. Wir trafen auch immer wieder auf Wanderer, die sich diesen Weg als Etappenwanderung vorgenommen hatten.
Unterkunft / Hotel
Yacht Boutique Hotel (02.-05.10.2016)
Das Hotel war leider sehr hellhörig. Und nachdem unsere Zimmer im 1. Stock und damit zur Straße hin unter dem Straßen-Niveau lag (auf dem Bild hinter dem Stromkasten aber eine Etage tiefer), hatten wir den Eindruck, dass uns die Autos direkt durchs Zimmer fahren würden. Ein Öffnen des Fensters konnte man so vergessen. Und nachdem die Klimaanlage auch nur lief, wenn man im Zimmer war, war es immer zu warm. Wir haben zwar, wenn wir da waren die Klimaanlage angestellt, aber das führte nur zu einer Erkältung.
Aber es gibt über das Hotel auch Positives zu berichten. Die Dachterrasse, auf der das Frühstück und Abendessen serviert wurde, besticht mit einer schönen Sicht über den gesamten Hafen. Dies ist besonders am Abend schon sehenswert. Die Lage des Hotels ist zwar laut aber auch zentrumsnah. In wenigen Gehminuten ist man in der Innenstadt. Hier gibt es dann ein Zentrum mit allen möglichen Geschäften, Restaurants und sonstigen Annehmlichkeiten. Kostenloses WLAN gibt es im gesamten Hotel. Der Zimmerservice, auch mit Kaffee und Tee ist ebenfalls okay.
Fazit: Für einen Urlaubsaufenthalt ist das Hotel ungeeignet, für die Besichtigung von West-Lykien eine gute Ausgangsbasis.
Happy Hotel (05.-09.10.2016)
Dies war aus meiner Sicht das beste Hotel während unseres Aufenthaltes. Die Zimmer sind Suiten mit ca. 50 m² und es gibt einen großen Balkon über die gesamte Länge. Von hier hatten wir eine schöne Aussicht auf's Meer, das allerdings doch eine gute Viertelstunde zu Fuß entfernt war (bei einigen Höhenmeter dazu). Auch der Weg nach Kalkan, d.h. in die Innenstadt, war ganz schön weit. Wer hin wollte benutzte meist den Shuttleservice des Hotels oder ein Taxi. Aber man braucht das Meer nicht unbedingt. Es gibt einen schönen großen Pool (ca. 20m-Bahn) und ausreichend Sonnenliegen.
Auch der Zimmerservice mit Tee und Kaffee war okay und wenn etwas nicht klappte, konnte man über das Restaurant Abhilfe schaffen. Auch WLAN funktionierte überall.
Fazit: Für uns war es das schönste Hotel unserer Reise.
rechts oben - unser Zimmer
Hoyran Wedre Country Houses (09.-11.10.2016)
Diese Siedlung liegt weit außerhalb jeder Besiedlung. Es handelt sich um eine Sammlung einzelner Landhäuser. Wir hatten mit unseren Zimmernachbarn eine gemeinsame Küche (riesig), in der sich auch Kaffee und Tee befanden. Unser Zimmer hatte zusätzlich noch einen Ausgang auf eine Veranda. Diese lag abends schön in der Sonne (bis zum letzten Sonnenstrahl) und lud durchaus zum Verweilen ein. Da man von hier auch direkt nach unten gehen konnte, wurde dies unser meist genutzter Zugang. WLAN ist hier allerdings nicht verfügbar, nur im Restaurantbereich. Der Pool ist relativ klein und es gibt nur wenige Sonnenliegen.
Bemerkenswert ist aber, dass es hier zum Abendessen nicht das übliche Buffett gibt, sondern dass sich die Gastgeber wirklich Mühe machen und ein Mehrgang-Menue anbieten. Es handelt sich dabei um landestypische Kost, die gut erklärt wird und uns immer gut geschmeckt hat.
Aufenthaltsraum
Küche
Veranda
unsere Veranda
Blick auf's Meer
Gästehaus
Gästehaus
Blick in unsere Blockhütte
Plaj Hotel (11.-15.10.2016)
Es handelt sich hier um eine einfache Hotelanlage in Çirali. Man kann direkt zum Strand und damit baden gehen. Das Hotel hat keinen eigenen Pool. Wir hatten im hinteren Bereich der Anlage ein Holzblockhaus für uns allein. Das war zwar ganz urig und soweit in Ordnung, nur: Zimmerservice = Fehlanzeige. Kaffee und Tee auf dem Zimmer erübrigt sich: es gibt eh keinen Wasserkocher und kein Geschirr im Zimmer. Dafür ist aber WLAN überall verfügbar. Der Weg bis ins Zentrum ist ca. 1,5 km. Auf unserem Weg konnten wir sehen, dass die Saison hier fast überall vorbei war. Alles wirkte recht ruhig, um nicht zu sagen tot. Abends waren wir immer vorne im Restaurantbereich, wo es auch das Abendessen gab. Zum Glück war das Wetter noch so warm, sodass man auch ohne Jacke draußen sitzen konnte.
Blick von unserer Veranda
kleine Veranda
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