Mittwoch, 03.05.2006 |
Mit dem eigenen Auto fahren wir morgens nach Mörfelden-Walldorf und stellen dort das Fahrzeug privat unter. Vom Vermieter des Platzes werden wir dann sofort zum Flughafen gefahren. Da die Autobahn nach Frankfurt unerwartet leer war, sind wir eigentlich viel zu früh beim Einchecken aber so brauchen wir auch nicht zu warten. Der Airbus A319 hebt einigermaßen pünktlich ab, sodass das Umsteigen in London ohne Hektik durchgeführt werden kann. Obwohl wir erst um 16h Ortszeit von London weggeflogen sind, sind wir noch am gleichen Tag am frühen Abend in Los Angeles - ein langer Tag. Die meisten, auch wir, haben während des Fluges einige Stunden geschlafen. Bedingt durch die 9 Stunden Zeitverschiebung ist der Schlaf in der folgenden Nacht recht unruhig. Aber dies stört uns nicht weiter; wir haben solche Timelegs ja schon öfter durchgemacht. |
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Donnerstag, 04.05.2006 (272,4 km) |
Bereits um 7 Uhr holt uns der Early-Morning-Pickup-Service am Hotel ab und bringt uns zu Moturis. Hier übernehmen wir von der sehr freundlichen und hilfsbereiten Crew unser rollendes Zuhause. Nachdem wir alles eingeräumt haben, geht's erst Mal zum nächsten Supermarkt, wo wir uns mit den notwendigen Verbrauchsmaterialen für die nächsten Tage eindecken. Und da wir heute auch noch nichts gegessen haben, ist gleich ein kombiniertes Frühstück/Mittagessen angesagt.
So gestärkt machen wir uns auf den Weg Richtung Osten. Zuerst fahren wir auf der I-110 Richtung Norden bis zum CBD. Dort biegen wir dann auf die I-10 ab. Die Straßen haben zwischen 4 und 6 Spuren in jeder Richtung, die betonierten Fahrbahnen sind ziemlich ausgewaschen und nach unseren Begriffen dringend sanierungsbedürftig. Man muss höllisch aufpassen, da der Fahrstil ganz anders ist, als ich mir dies bei Amerikaner vorgestellt habe. Die fahren wie Münchner in der Rush-Hour. Die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit wird von den meisten als Richtgeschwindigkeit interpretiert, Spurwechsel sind wie beim Autoscooter und auch sonst geht es ziemlich hektisch zu. Blinken heißt nicht 'ich will die Spur wechseln' sondern 'Achtung! Ich komme!'. Und so stehen auch wir bereits nach kurzer Zeit im Stau, weil es da wohl bei einigen leichte Kommunikationsschwierigkeiten gegeben hat. Aber zum Glück ist niemand verletzt.
Den ersten möglichen Rastplatz nutze ich dann auch zu einer kurzen Pause. Wir sind zu diesem Zeitpunkt auch schon fast 2 Stunden gefahren und haben nun den Ortsrand von L.A. erreicht. Die Landschaft ist hier auch schon ganz anders - es ist eine richtige Steinwüste. Und offensichtlich pfeift hier der Wind immer so stark wie heute, denn hunderte Windkraftanlagen können sich nicht irren. Solange wir Rückenwind haben, brauche ich fast kein Gas zu geben. Aber auf der Fahrt zum nördlichen Eingang zum Joshua Tree National Park kommt der Wind dann von der Seite, und das mag das Wohnmobil ja schon mal überhaupt nicht. So gegen 16 Uhr stehen wir dann beim Visitor-Center und informieren uns über die Attraktionen des Parks. Bevor wir jedoch hineinfahren, geht's erst Mal zum RV-Park in Twentynine Palms. Hier ist für heute Schluss und ich genieße das kühle Wasser im Hallenbad. |
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Freitag, 05.05.2006 (441,2 km) |
Heute fahren wir zuerst in den Joshua Tree National Park, nur wenige km vom Campingplatz entfernt. Er gehört zwar zu den kleineren National-Parks, aber einmal quer durchfahren macht auch ca. 60 km. Der Joshua Tree ist eine Yucca-Palmenart und Yucca-Palmen gibt es in diversen Ausführungen an verschiedenen Orten im Park. Aber in erster Linie gibt es hier nur die weniger lebensfreundlichen Steine. Sie sind beim Zerfall von Bergen zurückgeblieben. Wir fahren ja durch den Park auf gut ausgebauter Straße, aber wie mögen sich die ersten Siedler vorgekommen sein, die hier direkt durch die Wildnis mit ihren Planwagen fuhren? Eine angenehme Tour war dies bestimmt nicht. Unterwegs kommen wir an einem großen Kaktus-Feld vorbei. Hier blüht hauptsächlich der Cholla Kaktus. Er wird bis zu 2 m hoch, die meisten sind aber deutlich kleiner. Am südlichen Rand des Parks gibt es eine Wasserquelle, die Cottonwood Springs. Es ist die einzige im Park und viel Wasser kommt da auch nicht raus. Umsäumt wird die Quelle von etwa 25 m hohen Palmen. Früher wurde in diesem Gebiet auch noch nach Gold geschürft, aber sonderlich ergiebig war dies wohl auch nicht.
Kurz danach sind wir wieder auf der I-10, die wir nun weiter Richtung Osten fahren. Sie ist jetzt so, wie ich mir die US-Highways vorgestellt habe: 2 Spuren in jede Richtung, dazwischen ein etwa 30 m breiter Grünstreifen und nur mäßiger, aber gleichmäßig fließender Verkehr. Auch die Fahrbahnbeschaffenheit ist zufriedenstellend. Die maximal erlaubte Höchstgeschwindigkeit wird immer auf Schildern angezeigt, hier sind es meistens 70 mph (113 km/h). Ich fahre meist so um die 55 - 60 mph und werde deshalb von den meisten überholt. Was soll's, wir haben Urlaub. Hinter Blythe passieren wir den Colorado und sind damit schon in Arizona.
Bei der nächsten Ausfahrt verlassen wir die I-10 und fahren im Colorado-Tal auf einer neuen und sehr gut ausgebauten Straße Richtung Norden. In Parker tanke ich das Fahrzeug zum ersten Mal auf. Da meine Kreditkarte von dem Automaten nicht angenommen wird, muss ich sie beim Kassierer deponieren und werde dann von ihm freigeschaltet. Etwas umständlich, aber die wissen sicherlich warum sie dies so handhaben. Danach fahren wir weiter nach Lake Havasu City. Hier führt ein genauer Nachbau der Westminster-Brücke von London über den Colorado; allerdings ist dieser deutlich kleiner als die Themse und entsprechend putzig schaut auch die Brücke aus. Nun ja, die Stadt scheint eine Stadt der Reichen und Schönen (und wer sich so dafür hält) zu sein. Jedenfalls auf dem Colorado ist die Hölle los. Viele Boote (meist sehr laute Rennboote; alles so ab 100.000 EUR aufwärts), auf fast jedem eine Stereoanlage, die die des Nachbarn übertönen muss und Bootsmotoren, deren Auspuff garantiert keinen Schalldämpfer haben. Wir flüchten von hier wieder sehr schnell.
Unser nächstes Ziel heißt Kingman. Wir erreichen es über die I-40, die wir hier aber verlassen, denn wir wollen ab hier auf der historischen Route 66 weiterfahren. Aber zuerst ist mal auf dem KOA Campground in Kingman Schluss für heute. Nachdem der gesamte Tag sehr sonnig und heiß war, merkt man jetzt doch das Wüstenklima. Nach Sonnenuntergang verziehen wir uns freiwillig ins Wohnmobil, denn draußen wird es merklich kühler. Ein bisschen hängt uns auch noch die Zeitverschiebung nach, sodass wir früh ins Bett gehen, aber auch keine Schwierigkeiten haben, bereits vor 6 Uhr wieder aufzustehen (da scheint eh schon wieder die Sonne). |
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Samstag, 06.05.2006 (220 km) |
Get on your kicks - on Route 66!
Heute fahren wir einen der letzten noch vorhandenen Bereiche der legendären Route 66 ab. Es war dies die erste durchgehende Verbindungsstraße von Chicago nach Los Angeles. Inzwischen wurde sie fast überall durch Interstate Highways ersetzt. Das Stück zwischen Kingman und Seligman ist aber irgendwie vergessen worden, die I-40 führt über eine andere Strecke zwischen den beiden Orten. An der Route 66 vergisst man nie, wo man ist; überall hängen die schon bekannten Straßen-Schilder. Heute ist ein FunRun von Seligman nach Kingman. Nein, natürlich nicht zu Fuß (hätte mich noch sofort nachgemeldet), sondern mit rollenden Fahrzeuglegenden. Und was da sauber herausgeputzt zu bewundern ist, begeistert sogar Gisela. In den wenigen Orten auf der Strecke gibt es BBQ und Life-Musik, passend zur Strecke. Obwohl eine maximale Geschwindigkeit von 65 mph erlaubt ist, schalte ich den Tempomat auf 50 mph. Damit bin ich aber auch kein Verkehrshindernis, denn die wenigen anderen Fahrzeuge wollen meist auch nicht schneller (kommen uns doch immer wieder diese schönen Autos entgegen) oder können bequem überholen. Motorräder sind auf dieser Strecke sowieso Standard, aber heute sind sie gleich in großen Schwärmen unterwegs. Wir kommen so zwar nicht schnell von der Stelle, aber das ist heute auch nicht beabsichtigt.
Unterwegs biegen wir von der Rte 66 zu den Grand Canyon Cavern ab. Dies ist ein riesiges Trockenhöhlensystem, das einen direkten Zugang zum Grand Canyon hat. Man hat dies mehr zufällig festgestellt, als man die Höhlen testhalber mit rotem Rauch flutete. Nach einiger Zeit war dieser verschwunden; keiner wusste wohin. Nach einigen Tagen kam ein Anruf von den Park Ranchern vom Grand Canyon, die sich wunderten, warum dort roter Rauch aus allen Poren kam. Die Besichtigung der Höhlen (geführte Tour; nur in Englisch, deutsche Unterlagen gibt's aber auch kostenlos) ist sehr empfehlenswert und dauert rund eine Stunde. Da die Luftfeuchtigkeit in der Höhle nur 6% beträgt, sollte man einigermaßen fit sein.
Das Stück nach Seligman fahren wir zwar auch noch auf der Route 66 weiter, aber offiziell ist es nun (wieder) die I-40. War es vorher noch ruhig und leer, ist hier wieder deutlich mehr Betrieb. Aber trotzdem ist es ein angenehmes Fahren. In Williams verlassen wir die I-40. Wir kaufen noch für die nächsten Tage Vorräte ein und gehen im Ort noch Essen. Danach fahren wir auf dem Highway 64 in Richtung Grand Canyon. Allerdings beenden wir die Fahrt schon 5 Meilen nach Williams. Heute ist Samstag und der Grand Canyon National Park entsprechend überlaufen. Wir werden deshalb erst morgen früh dort ankommen und haben dadurch bessere Chancen, einen freien Campingplatz zu bekommen. Allerdings haben wir hier auf dem Campingplatz gleich einen Heli-Flug für Montagmorgen gebucht. Damit ist dies auch in trockenen Tüchern. |
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Sonntag, 07.05.2006 (83,4 km) |
Als wir morgens aufwachen, ist es in unserem Wohnmobil sehr kalt. Außen dürften es so um die 0°C haben und hier drinnen ist es auch nicht viel wärmer. Dafür sehen wir direkt aus unserem Bett einen schönen Sonnenaufgang und die Sonne zeigt auch gleich, dass sie Kraft hat. Trotzdem schalte ich nach dem Aufstehen zuerst mal die Heizung an.
Wie auch die letzten Tage verlassen wir den Campingplatz recht früh, so gegen 8 Uhr. Die Strecke bis zum Grand Canyon ist nicht sehr weit, aber ich hatte mir gestern Nachmittag keine Chance mehr ausgerechnet, noch einen freien Stellplatz zu finden. Schließlich ist Wochenende. Bereits um 10 Uhr stehen wir am Eingang des Campingplatzes und bekommen den zurzeit gerade frei werdenden Platz. Allerdings werden bis 12 Uhr noch einige Plätze mehr frei werden.
Nachdem das Wohnmobil soweit fertig gemacht ist, fahren wir mit den Fahrrädern zum Information Center und von dort zum ersten Aussichtspunkt, Mather Point. Wir sehen zum ersten Mal den Grand Canyon. Da auf den Wegen am Rim (Rim sind die Kanten zum Grand Canyon; es gibt den North Rim und den South Rim) das Fahrradfahren verboten ist, binden wir die Räder an einem Baum fest und wandern ein Stück. Danach geht's erst Mal wieder zum Wohnmobil. Für den Nachmittag haben wir uns eine größere Tour vorgenommen. Wir fahren mit dem Shuttle-Bus zum Bahnhof. Die Shuttle-Busse fahren den ganzen Tag und sind kostenlos. Von hier wandern wir in Richtung Hermit's Rest. Unterwegs gibt es viele Lookouts, von denen einiges zu sehen ist. Die Sonne scheint jetzt gnadenlos von oben, was bei Gisela zu einer ordentlichen Hautrötung führt. Der Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht beträgt rund 25°C im Schatten, in der Sonne deutlich mehr.
Irgendwann haben wir keine Lust mehr zu wandern und steigen in den alle 10 Minuten fahren Shuttle-Bus ein. Den Colorado sieht man übrigens nur selten, da er sich sehr tief in den Canyon eingegraben hat. Der Höhenunterschied zwischen South-Rim und Wasser beträgt etwa 1,5 km! Als wir gegen 17 Uhr wieder auf dem Campingplatz sind, sind alle Stellplätze belegt.
Abends grillen wir uns dann die im Supermarkt gekauften T-Bone-Steaks und gehen früh ins Bett. Morgen ist wieder frühes Aufstehen angesagt. |
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