Jordanien 2009

Mittwoch, 08.04.2009

Wir verlassen morgens Eckental und fahren gemütlich über die A3 nach Frankfurt. Dort haben wir im Parkhaus Platzhirsch in Kelsterbach einen Stellplatz reserviert. Von dort werden wir mit einem kleinen Bus direkt zum Terminal 2 des Flughafens gebracht. Vor dem Schalter der Royal Jordanian Airlines hat sich bereits eine Schlange gebildet. Kurz darauf wird der Schalter geöffnet und nach kurzer Wartezeit sind auch wir eingecheckt. Die Zeit bis zum Abflug verbringen wir im internationalen Bereich des Flughafens. Auch diese Warterei hat irgendwann ein Ende. Der Airbus A320 dürfte bis auf den letzten Platz gefüllt sein als wir pünktlich in Richtung Jordanien abheben.
Der Flug selbst verläuft ohne besondere Vorkommnisse. In Amman werden wir bereits erwartet und der Bus bringt uns zum gebuchten Hotel in Amman. Die Fahrtzeit beträgt etwa eine Stunde und es ist schon dunkel als wir unsere Zimmer beziehen. Das Abendessen ist als Buffet aufgebaut und absolut in Ordnung. Da es bedingt durch die Zeitverschiebung (+ 1 Stunde) schon recht spät ist, gehen wir danach bald ins Bett.

Donnerstag, 09.04.2009

Nach einem ausgiebigen Frühstück starten wir zu einer Stadtrundfahrt durch Amman. Allerdings ist um diese Zeit noch nicht viel los; die Geschäfte öffnen selten vor 10 Uhr. Amman wurde ursprünglich auf 7 Hügeln angelegt. Inzwischen wurden alle anderen Hügel ebenfalls bebaut. Amman hat heute etwa 2 Millionen Einwohner (Jordanien: ca. 6 Mio. gesamt). Es geht permanent rauf und runter. Der für Oktober geplante Stadtmarathon ist bei diesen steilen Bergen sicherlich nicht ganz einfach. Aber wir wollen ja nicht laufen und machen unseren ersten Busstopp in der Nähe der Zitadelle. Von hier hat man eine schöne Aussicht über Amman (zumindest bis zu den nächsten Hügeln). Deutlich sichtbar ist der angeblich weltgrößte Fahnenmast (166 m hoch), von dem eine jordanische Flagge weht, die fast so groß wie ein halbes Fußballfeld ist. Von hier oben hat man auch eine gute Übersicht über das Amphitheater sowie andere alte Bauwerke. Von den antiken Bauten auf dem Zitadellenhügel ist allerdings nicht mehr viel übrig. Mehrere starke Erdbeben haben hier im Laufe der Zeit ganze Arbeit geleistet. Im angeschlossenen Museum sind noch Überreste der mehrere tausend Jahre alten Geschichte dieser Region zu besichtigen. Interessant sind einzelne Schriftrollen, die in Qumran gefunden wurden. Sie schauen aus wie kleine Rollfilme und müssen erst mühsam bearbeitet werden, bis man den Text entziffern kann. Die meisten dieser Schriftrollen sind jedoch in Museen und Instituten außerhalb Jordaniens und werden dort aufbereitet.
Wir aber fahren weiter nach Norden in die Stadt Jerash. Die Ruinen von Jerash, dem antiken Gerasa, gelten als die weltweit besterhaltene römische Siedlung. Ihre Blütezeit erlebte die hellenistische Stadt unter römischer Herrschaft im 2. und 3. Jahrhundert, als sie zum Städtebund der Dekapolis gehörte. Die gepflasterte Hauptstraße zwischen dem Nord- und dem Südtor ist über einen km lang und befindet sich trotz einiger schwerer Erdbeben noch in relativ gutem Zustand. Diese Erdbeben sind auch der Grund dafür, dass viele Gebäude nur noch in Ansätzen zu erkennen sind. Am besten erhalten sind die Tempel. Hier stehen sogar noch einige Säulen. Wieder restauriert sind das Südtheater mit über 5000 Plätzen sowie das ovale Forum (eine Art Marktplatz). Atef kann hier zu fast jedem Stein eine Geschichte erzählen, sodass der Rundgang zwar lange dauert aber nicht langweilig wird. Nach einer verspäteten Mittagspause und der Möglichkeit, einige Souvenirs einzukaufen fahren wir nach Amman zurück.
Hier ist heute in einem Hotel die Pasta Party. Unserem Reiseleiter wurde gesagt, dass wir unbedingt pünktlich sein sollten. Nun ja, wir sind es; alle anderen weniger. Aber irgendwann ist der Raum dann doch voll. Auch der Schirmherr der Veranstaltung Prinz Raad Bin Zeid sowie der Bürgermeister von Amman und weitere Honoratioren nehmen an der Veranstaltung teil. Zum Glück hält sich der Teil mit den wohl notwendigen Reden in Grenzen und wir können das reichhaltige Buffet genießen. Es ist für jeden Geschmack ausreichend vorhanden. Da aber morgen bereits sehr frühes Aufstehen angesagt ist, löst sich die Party schon bald auf.

Freitag, 10.04.2009 (Marathontag)

Heute ist der große Tag für den wir eigens nach Jordanien gekommen sind. Nach dem Frühstück checken wir aus und verladen das Gepäck in unseren Bus. Unsere Nicht-Läufer werden die Strecke im Bus zurücklegen, die anderen dürfen laufen. Den Lauf selbst habe ich in einem eigenen Marathon-Bericht dokumentiert.

Nach dem doch recht anstrengenden Lauf und dem sehr lauten Zielbereich ist die Ruhe im Mövenpick Resort direkt eine Erholung. Von unserem Balkon im 1. Stock hat man eine herrliche Aussicht auf den Park zwischen den Gebäuden. Einige gehen noch am selben Tag ins Meer, was ich aber erst mal vermeide. Ich habe eine offene Blase am Fuß und das Wasser mit einem Salzgehalt von 34% ist in diesem Fall zwar gesund aber auch etwas schmerzhaft. Gisela hat es eh nicht so mit Salzwasser. Also beschränken wir uns heute nur auf das Erkunden der Hotellandschaft. Es ist alles schon sehr großzügig und sauber angelegt. Wir genehmigen uns eine große Portion Eis auf der Terrasse und haben dabei einen tollen Blick über den See bis ins gegenüberliegende Palästina.
Am Abend findet die große Abschlussparty im Freibereich des Hotels statt. Es gibt ein umfangreiches Buffet sowie Life-Musik. Allerdings haben das frühe Aufstehen sowie der lange Lauf doch ihre Spuren hinterlassen, sodass wir nicht allzu spät ins Bett gehen.

Samstag, 11.04.2009

Zum Toten Meer fahren und dann nicht reingehen - für mich als Wasserratte undenkbar. Nachdem wir erst gegen Mittag auschecken müssen ist das Baden gleich nach dem Frühstück geplant. Die offene Wunde brennt ordentlich aber das hört mit der Zeit dann doch auf. Ansonsten ist es ein sonderbares Gefühl wie ein Korken auf dem Wasser zu schwimmen. Man kann sich einfach auf den Rücken legen und bleibt auf dem Wasser liegen. Es ist wirklich angenehm und der Heilung meines Fußes wirklich sehr förderlich. Ich habe danach keinerlei Probleme mit der offenen Blase mehr. Gegen Mittag verlassen wir das Hotel.
Wir fahren jetzt in Richtung Süden immer am Toten Meer entlang. Dieses wird von den einzelnen Bergflüssen sowie vom Jordan gespeist. Da der Jordan jedoch schon von Israel für landwirtschaftliche Zwecke genutzt wird und die Bergflüsse nur selten ausreichend Wasser führen, sinkt der Wasserspiegel des Toten Meeres jedes Jahr um rund 80 cm. Dadurch steigt die Salzkonzentration weiter an. An verschiedenen Uferstellen sind die Salzablagerungen deutlich sichtbar.
Wir verlassen nun das Tote Meer. Unser Bus kämpft sich in steilen Passagen über 1600 m nach oben. Als wir Pause für unser Mittagessen machen, ist der Temperaturunterschied deutlich fühlbar. Dafür haben wir von diesem Platz eine herrliche Aussicht über die gesamte Gegend. Obwohl es eigentlich nur Steine gibt, haben hier Beduinen ihre Zelte aufgebaut. Von was und wie diese leben ist uns nicht ganz klar. Aber irgendwie scheint's zu funktionieren. Auf unserer weiteren Fahrt machen wir einen Abstecher zur Ruine der Burg Karak. Dies ist eine alte Burg der Tempelritter. Sie soll zumindest in den Kellern noch ganz gut erhalten sein. Für eine nähere Besichtigung haben wir aber keine Zeit denn wir wollen noch in den Dana Naturschutzpark. Im Dorf wurde für die Frauen eine kleine Firma zur Schmuckherstellung geschaffen. Gleichzeitig gibt es diverse Unterkünfte, sodass die Einwohner davon leben können. Die naturbelassene Landschaft gibt's eh kostenlos und unverfälscht; für viele Wanderer eine interessante Ausgangsbasis. Wir können uns alles in Ruhe aus der Nähe ansehen bevor wir nach Wadi Musa weiterfahren. Am Eingang zur legendären Felsenstadt Petra checken wir im Gästehaus des Crown Plaza Hotels ein. Dieses ist absolut neu und leider noch nicht ganz fertig. Normalerweise würden wir einen noch nicht in Betrieb genommenen Aufzug gar nicht bemerken, aber unsere Wadenmuskeln sind vom gestrigen Bergablauf immer noch hart und Treppen mögen die Beine noch nicht. Aber irgendwie klappt's dann doch und nach einem ausgiebigen Abendessen reicht die Kraft noch für einen kleinen Spaziergang durch den Ort Wadi Musa.

Sonntag, 12.04.2009 (Ostern)

Heute wollen wir uns die berühmte Felsenstadt Petra näher anschauen.
Sie wurde vor über 2000 Jahren von den Nabatäern gebaut. Die Herkunft der Nabatäer, eines der begabtesten Völker der Geschichte, ist bei einer Gruppe arabischer Stämme zu suchen, die von der Arabischen Halbinsel nach Südjordanien zogen. Eigentlich waren sie Händler, wurden aber zu unbestrittenen Herren der regionalen Handelsrouten. Dadurch konnten sie von den Karawanen, denen sie Schutz boten, Zoll kassieren. Diese Einnahmen erlaubten ihnen, ein mächtiges Königreich zu errichten und zu festigen, das bis nach Damaskus reichte und Teile des Sinais und der Negev-Wüste umfasste, was sie zu Herrschern über den Großteil Arabiens machte. Dieser Erfolg ist nicht zu unterschätzen, wenn man bedenkt, dass die gesamte Region unter der Vorherrschaft rivalisierender griechischer Reiche, der Hasmonäer und später der Römer stand. Um sich ihre Unabhängigkeit und Kultur zu bewahren, kämpften die Nabatäer in erbarmungslosen Kriegen oder erwiesen sich als geschickte Diplomaten. Gegen die Römer hatten sie jedoch keine Chance, sodass 106 n.Chr. Nabatäa dem Römischen Reich einverleibt wurde. Petra und die Kultur der Nabatäer schafften es trotzdem, für lange Jahre weiter zu gedeihen, bis letztendlich die Quellen nabatäischen Wohlstands zusehends versiegten. Die Handelsrouten verschoben sich, die Nachfrage nach Weihrauch ging zurück. Am Ende verfielen ihre berühmten Errungenschaften und Petra selbst zu Ruinen.
Der Hauptzugang nach Petra ist der Siq. Dies ist eine spektakuläre 1200 m lange, tiefe und enge Schlucht, von bis zu 80m hohen Felswänden eingefasst. Hier sieht man bereits die vielen Farben des Sandsteins von Petra, der zu schönen und farbenfrohen Bildern kunstvoll in Flaschen abgefüllt und verkauft wird. Am Ende des Siq steht man dann unvermittelt vor dem Al-khazneh, dem Schatzhaus. Es ist 30 m breit und 43 m hoch und komplett aus dem Berg gemeißelt. Im weiteren Verlauf sieht man sehr viele Grabhöhlen die in jüngerer Zeit auch als Wohnstätten genutzt wurden. Das größte der Königsgräber ist mit seinem riesigen Vorhof und der 17 x 18,9 m großen Felsenhalle beeindruckend. Es ist ebenfalls komplett aus dem Fels herausgehauen.
Insgesamt ist Petra schon eine imposante Felsenstadt, die man unbedingt besuchen sollte. Um alles zu sehen, sollten 3 Tage eingeplant werden aber uns geht es wie den meisten Touristen auch - ein Tag muss genügen.
Wir fahren weiter in Richtung Süden und verlassen die Wüstenautobahn in Richtung Wadi Rum. Hier wollen wir in einem Beduinencamp den Abend und die Nacht verbringen. Unterwegs kreuzen wir die kleine Schmalspurbahn, die schon zu Zeiten von Lawrence von Arabien eine große Rolle gespielt hat. Heute fahren hier regelmäßig Phosphat-Güterzüge nach Aqaba. Jordanien ist der weltweit drittgrößte Exporteur von Phosphat.
Das Beduinencamp ist einfach aber zweckmäßig eingerichtet. Es hat natürlich nicht den Komfort eines Hotels aber wir haben als campingerfahrene Touristen damit keinerlei Probleme. Es ist extra für Touristen errichtet worden. Wie ich in einem Gespräch mit Harb Al-zawaideh, dem 31-jährigen Besitzer des Camps, erfahre, ist es nur selten so voll wie heute (es sind insgesamt 3 deutsche Marathon-Reisegruppen mit ca. 100 Personen hier). Er würde es natürlich begrüßen, wenn dies öfter der Fall wäre. Aber die Konkurrenz ist groß. Es gibt einige dieser Wüstencamps in dieser Gegend. Gegen Mitternacht wird der Stromgenerator ausgeschaltet und das Camp wird nur noch durch den Vollmond beleuchtet. Ich bin gewohnt, mich nachts im Freien an den Sternen zu orientieren. Hier ist dies deutlich schwieriger als zuhause. Ich benötige einige Zeit, die mir bekannten Sternbilder und den Polarstern zu finden, da die Anzahl der zu sehenden Sterne deutlich größer ist. Aber irgendwie gelingt es mir dann doch. Wolken sind übrigens sehr selten, sodass der Blick nach oben nicht behindert wird. Aber irgendwann gehe ich dann doch sehr spät ins Bett.
 
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